Erklärungen

American Friends Service Committee (AFSC) – eine der 20 Menschenrechtsorganisationen auf Israels BDS Blacklist

Seit gestern steht das American Friends Service Committee (AFSC) auf einer Liste mit 20 Organisationen, deren  leitenden Mitgliedern wegen ihrer Unterstützung der von den Palästinensern geleiteten Bewegung für Boykott, Kapitalabzug und Sanktionen (BDS) die Einreise nach Israel verweigert werden kann.

Geleitet vom Glauben der Quäker an den Wert und die Würde aller Menschen unterstützt das AFSC seit über 100 Jahren  den gewaltlosen Widerstand und beteiligt sich daran. Wir haben dem Aufruf zum Kapitalabzug aus Süd Afrika zur Zeit des Apartheid-Regimes  Folge geleistet und leisten ebenso dem Aufruf der Palästinenser Folge, uns der BDS-Bewegung anzuschließen, nachdem diese jahrzehntelangen Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt waren und immer noch sind.

Während unserer gesamten Geschichte standen wir auf der Seite von Gemeinschaften in aller Welt, die Unterdrückung und Gewalt ausgesetzt waren. Im Jahr 1947 wurden wir mit dem Friedens-Nobel-Preis ausgezeichnet, unter anderem für unsere Unterstützung jüdischer Flüchtlinge, die vor dem Holocaust flohen. Wir werden auch weiterhin unserer Tradition treu bleiben, im Angesicht der Macht die Wahrheit zu sagen und uns für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen, und zwar ausnahmslos, auch in Israel und dem besetzten Palästina und in aller Welt.

Alle Menschen, auch die Palästinenser, haben das Recht, unter Respektierung ihrer Menschenrechte in Sicherheit und Frieden zu leben. Seit 51 Jahren verweigert Israel den Palästinensern in den besetzten Gebieten unter Missachtung des Völkerrechts ihre fundamentalen Menschenrechte. Während die israelischen Juden in den Genuss ihrer vollen bürgerlichen und politischen Rechte kommen und in Wohlstand und relativer Sicherheit leben, genießen die Palästinenser unter israelischer Kontrolle nur wenige oder gar keine solchen Privilegien.

Ziel des Aufrufs der Palästinenser zu BDS ist es, diese Situation zu ändern und die internationale Gemeinschaft zu bitten, bewährte gewaltfreie Taktiken für soziale Veränderungen anzuwenden, bis Gleichheit, das Ende der Besatzung und die Anerkennung des Rückkehrrechts der Flüchtlinge  erreicht sind. Die Prinzipien des AFSC  bezüglich eines gerechten und dauerhaften Friedens in Israel und Palästina unterstreichen jedes dieser Rechte. Darum leisten wir gemeinsam mit anderen in aller Welt dem Aufruf der Palästinenser zu BDS Folge.  Welche Alternativen haben die Palästinenser in ihrem Versuch, ihre Rechte zu verwirklichen und die Unterdrückung durch Israel zu beenden, wenn wir ihnen diese Option verweigern?

Die Quäker waren die ersten, die von Boykotten Gebrauch machten, als sie sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts an der Führung der „Free Produce Movement (Bewegung für freie Produkte)“ beteiligten, einem Boykott von Waren, die mit Sklavenarbeit produziert wurden. Das AFCSC blickt auf eine lange Geschichte der Unterstützung von wirtschaftlichem Aktivismus zurück, den wir als Apell an das Gewissen betrachten, um das Bewusstsein von Menschen zu verstärken, die sich an schädlichen Praktiken beteiligen, und als effektive Taktik, um strukturelle Förderung von Unterdrückung zu beenden.

Im 17. Jahrhundert sprach der Quäker und Abolitionist John Woolman von den spirituellen Grundlagen dieser Arbeit, als er sagte: „Mögen wir unsere Schätze und die Möbel in unseren Häusern und die Kleidungsstücke, in die wir uns hüllen, betrachten und uns überzeugen, ob die Saat des Krieges Nahrung in diesen unseren Besitztümern findet.“

Die Verweigerung der Einreise nach Israel für Aktivisten, die die von Palästinensern geführte BDS-Bewegung unterstützen, ist Bestandteil eines umfassenden Versuchs der israelischen Regierung, Aktivisten zum Schweigen zu bringen und zu behindern, die sich für die Menschenrechte und gegen die Besatzung einsetzen. In den letzten Monaten war eine zunehmende Zahl von Palästinensern  Verhaftungen, Todesdrohungen und Inhaftierung ohne Anklage und Prozess als Antwort auf ihren gewaltlosen Einsatz für die Menschenrechte ausgesetzt. Hinzu kommt, dass Organisationen innerhalb Israels jede finanzielle Unterstützung sowie der Zugang zu Veranstaltungen verweigert wurde, und dass sie mit Anklagen und Inhaftierung bedroht wurden.

Zu einer Zeit, zu der die israelische Regierung daran arbeitet, die Siedlungen zu erweitern, Jerusalem umzudefinieren und Teile des Westjordanlandes zu annektieren, ist die Unterstützung von gewaltlosem Aktivismus von ausschlaggebender Bedeutung.

Solange diese und andere Menschenrechtsverletzungen fortgesetzt werden, werden wir darum auch weiterhin die von Palästinensern geleiteten Bemühungen um Boykott, Kapitalabzug und Sanktionen als effektive und gewaltlose Mittel zur Realisierung  von politischen und sozialen Veränderungen unterstützen. Wir hoffen, dass Israelis und Palästinenser eines Tages in Frieden zusammenleben. Dies ist nur dann möglich, wenn die Menschenrechte aller anerkannt und respektiert werden

In Solidarität

Joyce Ajlouny

Generalsekretärin


Quelle: Newsletter AFSC vom 9. Januar 2018

Übersetzung ins Deutsche Sigrid Langhaeuser