Artists for Palestine UK – Offener Brief an vom Pop-Kultur Berlin 2019 gebuchte britische Kunstschaffende
Liebe britische Künstler, die für das Festival Pop-Kultur Berlin 2019 gebucht wurden,
Artists for Palestine UK hat sich der Aufforderung von Palästinenser*innen, aber auch von israelischen Künstler*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen sowie von LGBTQI+-Kampagnen in Berlin angeschlossen, aus Protest gegen die fortgesetzte Partnerschaft des Festivals mit der israelischen Botschaft die Teilnahme am Pop-Kultur Berlin 2019 zurückzuziehen.
Wie Sie vielleicht wissen, nutzt die rechtsextreme israelische Regierung Kunst auf zynische Weise, um ihr Image im Ausland zu verbessern und von der staatlich sanktioniert Diskriminierung und Gewalt gegen Millionen palästinensischer Menschen aufgrund ihrer Identität abzulenken. Aus diesem Grund forderten die Palästinenser*innen Pop-Kultur Berlin dazu auf, die Partnerschaft mit dem israelischen Staat zu beenden.
Kunst ist wichtig. Kunst sollte nicht dazu benutzt werden, ein Regime zu beschönigen, dessen Apartheidcharakter explizit und unbestreitbar geworden ist.
Wir hoffen, dass Kunstschaffende aus dem Vereinigten Königreich, die im Programm des Pop-Kultur Berlin 2019 stehen, sich dafür entscheiden, stattdessen hinter palästinensischen Kunstschaffenden und ihrem Publikum zu stehen – ob sie unter Militärbesatzung im besetzten Westjordanland, in Ostjerusalem oder im Gazastreifen leben, als Bürger*innen zweiter Klasse innerhalb der Grenzen Israels im historischen Palästina oder im Exil, in den Flüchtlingslagern und der Diaspora.
Letztes Jahr hat Israel das al-Mishal-Kulturzentrum in Gaza ins Visier genommen und vollständig zerstört. Die UNO hat festgestellt, dass Fotojournalist*innen im Gazastreifen seit 2018 gezielt von israelischen Scharfschützen erschossen werden. Palästinensische Fotograf*innen und Journalist*innen im besetzten Westjordanland und in Jerusalem werden regelmäßig schikaniert, angegriffen und festgenommen, während sie versuchen, ihre Arbeit zu erledigen. Das palästinensische Online-Leben ist stark überwacht und viele werden verhaftet, nur weil sie über ihre eigenen Erfahrungen berichten. Zum Beispiel wurde eine palästinensische Dichterin kürzlich aus fast drei Jahren Haft und Hausarrest entlassen, die sie erleiden musste, weil sie eines ihrer Gedichte auf Facebook veröffentlicht hatte.
Der israelische Staat hat das palästinensische Kulturerbe seit seiner Gründung begraben und ausgelöscht, und heute entfernt die Regierung systematisch historische Dokumente aus ihren eigenen Archiven, um Beweise für die ethnische Säuberung der palästinensischen Bevölkerung im Jahr 1948 zu verbergen. Letzte Woche hat der israelische Staat 13 palästinensische Wohnblocks im besetzten Ostjerusalem in die Luft gesprengt, ein Beweis für die Straffreiheit, mit der Israel seine Politik ethnischer Säuberung in aller Deutlichkeit fortsetzt, zuversichtlich, dass dies ohne Sanktionen zur Verteidigung der palästinensischen Bevölkerung von Seiten unserer Regierung(en) stattfindet.
Wie bei der südafrikanischen Apartheid ist der Boykott eine gewaltfreie Waffe der Schwachen gegen die Mächtigen, wenn alle Möglichkeiten zur Suche nach Gerechtigkeit ausgeschöpft sind. Unsere Stärke liegt in unserer Kollektivität. Wir bitten Sie dringend, sich den vierzehn Kunstschaffenden aus sechs Ländern anzuschließen, darunter acht aus Großbritannien, die nach Aufrufen ihre Teilnahme an den beiden Vorgänger-Veranstaltungen des Festivals zurückgezogen haben. Bitte unterstützen Sie den palästinensischen Aufruf und lehnen Sie die Normalisierung der israelischen Apartheid durch Pop-Kultur Berlin ab.
Mit herzlichen Grüßen,
Artists for Palestine UK
Deutsche Version zuerst erschienen auf Boycott Pop-Kultur Festival