Jüdische Organisationen weltweit bejahen die Boykott-, Desinvestitionen- und Sanktionsbewegung
New York, London, Berlin, Tel Aviv (July 17, 2018) – Von Südafrika über Schweden, Neuseeland bis Deutschland und Brasilien haben, zum ersten Mal überhaupt, über dreißig jüdische Organisationen aus aller Welt in einer gemeinsamen Erklärung Versuche verurteilt, Kritik an Israel zu unterdrücken:
Als weltweit vertretene Organisationen für soziale Gerechtigkeit schreiben wir diesen Brief. Wir sind zunehmend besorgt angesichts der gezielten Angriffe gegen Organisationen, die die Rechte der Palästinenser*innen im Allgemeinen und die gewaltfreie Boykott-, Desinvestitionen- und Sanktionsbewegung (BDS) im Besonderen unterstützen. Diese Angriffe erfolgen allzu oft in Form von zynischen und falschen Antisemitismusvorwürfen, die auf eine gefährliche Art und Weise den antijüdischen Rassismus mit dem Widerstand gegen die israelische Besatzungs- und Apartheidpolitik gleichsetzen.
Wir leben in einer beängstigenden Zeit mit einer wachsenden Zahl autoritärer und fremdenfeindlicher Regimes weltweit, allen voran die Trump-Administration, die sich mit der rechtsextremen Regierung Israels verbündet und gleichzeitig gemeinsame Sache mit zutiefst antisemitischen und rassistischen Gruppen und Parteien macht, die sich als Verfechter weißer Vorherrschaft verstehen.
Aus unserer eigenen Geschichte wissen wir nur allzu gut um die Gefahren zunehmend faschistischer und offen rassistischer Regierungen und politischer Parteien. Die Zunahme antisemitischer Diskurse und Angriffe weltweit ist Teil dieser allgemeinen Entwicklung.
In Zeiten wie diesen ist es wichtiger denn je, zwischen Feindseligkeit und Vorurteilen gegen Juden und Jüdinnen einerseits und legitimer Kritik an der israelischen Politik und dem System der Ungerechtigkeit andererseits zu unterscheiden.
Die Definition von Antisemitismus der Internationalen Allianz für Holocaustgedenken (IHRA), die zunehmend von westlichen Regierungen übernommen oder berücksichtigt wird, ist so formuliert, dass sie von westlichen Regierungen leicht übernommen oder berücksichtigt werden kann, um legitime Kritik an Israel und das Eintreten für die Rechte der Palästinenser*innen zu unterdrücken, indem beides bewusst mit Antisemitismus gleichgesetzt wird.
Diese Gleichsetzung untergräbt sowohl den palästinensischen Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit als auch den globalen Kampf gegen Antisemitismus. Sie dient auch dazu, Israel davor zu schützen, im Hinblick auf universelle Standards der Menschenrechte und des Völkerrechts zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Wir fordern unsere Regierungen, Kommunen, Universitäten und andere Institutionen auf, die IHRA-Definition abzulehnen und stattdessen wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um den Hass und die Gewalt der weißen Nationalist*innen zu bekämpfen und die Mittäterschaft an den Menschenrechtsverletzungen Israels zu beenden. Israel vertritt uns nicht und kann nicht für uns sprechen, wenn es Verbrechen gegen Palästinenser*innen begeht und ihnen ihre von der UNO festgelegten Rechte verweigert.
Die für den Friedensnobelpreis nominierte, von der palästinensischen Zivilgesellschaft geführte BDS-Bewegung für die Rechte der Palästinenser*innen hat ihre dauerhafte Verpflichtung für den Kampf gegen Antisemitismus und alle Formen von Rassismus und Fanatismus im Einklang mit ihrem Einsatz für die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte unter Beweis gestellt.
Einige der unterzeichnenden Organisationen unterstützen BDS vollständig, andere teilweise und wieder andere haben keine formale Position zu BDS. Wir alle bestätigen den aktuellen Aufruf zu BDS als einem Instrumentarium, das nicht als antisemitisch definiert werden sollte.
Unterzeichnet von:
Academia4equality (Israel)
Boycott from Within (Israeli citizens for BDS)
Coalition of Women for Peace (Israel)
Collectif Judéo Arabe et Citoyen pour la Palestine (France)
Dayenu: New Zealand Jews Against Occupation (New Zealand)
Een Ander Joods Geluid (A Different Jewish Voice) (The Netherlands)
Een Andere Joodse Stem – Another Jewish Voice (Flanders, Belgium)
European Jews for a Just Peace
Free Speech on Israel (UK)
Gate48 – critical Israelis in the Netherlands
Independent Jewish Voices (Canada)
Independent Jewish Voices (UK)
International Jewish Anti-Zionist Network
Italian Network of Jews Against the Occupation
Jewish Anti-Fascist Action Berlin (Germany)
Jewish Socialists’ Group (UK)
Jewish Voice for Democracy and Justice in Israel/Palestine (Switzerland)
Jewish Voice For Labour (UK)
Jewish Voice for Peace (USA)
Jewish Voice for Peace members in London (UK)
Jews Against Fascism (Australia)
Jews for Justice for Palestinians (UK)
Jews for Palestinian Right of Return (USA)
Jews of Color & Sephardi and Mizrahi Jews in Solidarity w/ Palestine (USA)
Jews Say No! (USA)
JIPF – Judar för Israelisk Palestinsk Fred (Sweden)
Jüdische Stimme für gerechten Frieden im Nahost e.V. (Germany)
Junts, Associació Catalana de Jueus i Palestins (Catalonia, Spain)
Los Otros Judíos (Argentina)
Manchester Jewish Action for Palestine (UK)
Quebrando Muros – Judeus Brasileiros Pela Descolonização da Palestina (Brazil)
Scottish Jews Against Zionism
SEDQ Network- A Global Jewish Network for Justice
South African Jewish Voices for a Just Peace (South Africa)
South African Jews for a Free Palestine (South Africa)
Union des progressistes juifs de Belgique (Saint-Gilles, Belgium)
United Jewish People’s Order (Canada)
Union Juive Française pour la Paix (France)
Workman’s Circle, Boston (USA)
Originaltext: Global Jewish Organizations Affirm the Boycott, Divestment and Sanctions Movement