Palästinenser*innen danken Argentinien und Lionel Messi für die Absage des “Freundschaftsspiels” mit Israel
Update 6. Juni 2018 – Palestinian Campaign for the Academic and Cultural Boycott of Israel (PACBI)
Dank weltweiter Mobilisierung wurde vereitelt, dass die israelische Regierung das Spiel zur Vertuschung seiner Kriegsverbrechen und ungeheuerlichen Menschenrechtsverletzungen gegen Palästinenser*innen instrumentalisieren konnte.
Nach monatelanger in Argentinien angestoßener BDS-Kampagnenarbeit hat die argentinische Fussballnationalmannschaft am Dienstag, den 5. Juni, das für Samstag geplante “Freundschaftsspiel” mit Israel abgesagt.
Fußballfans und palästinensische Menschenrechtsunterstützer*innen hatten die argentinische Mannschaft und Superstar Lionel Messi aufgefordert, das Spiel, das in einem israelischen Stadion auf dem ethnisch gesäuberten palästinensischen Dorf al-Maliha stattfinden sollte, als Reaktion auf Israels kriminelle Shoot-to-kill-or-maim-Politik gegen friedliche palästinensische Demonstrant*innen in Gaza abzusagen.
Der palästinensische Fußballer Mohammad Khalil, dessen Karriere beendet ist, nachdem ihm von einem israelischen Scharfschützen in beiden Beinen geschossen worden war, als er in Gaza friedlich protestierte, forderte ebenfalls Argentinien und Messi auf, das Spiel gegen Israel abzusagen.
Tausende schlossen sich Khalil an, unterzeichneten eine Petition an Messi und Argentinien, in der zum Ausdruck gebracht wurde, dass die israelische Regierung das Spiel nutzen würde, um ihre brutalen Angriffe auf Palästinenser*innen auf dem Spielfeld und auch außerhalb zu vertuschen.
Argentinische Gewerkschaften sowie die Mütter der Plaza del Mayo schlossen sich den Aufrufen an. Letzte Woche fand vor dem argentinischen Fussballverband (AFA) in Buenos Aires eine Demonstration statt.
Die Proteste folgten dem argentinischen Team bis nach Barcelona. Am Dienstag, während des Trainings der Mannschaft im Vorfeld der Weltmeisterschaft, nutzten Aktivist*innen, die den Kampf der Palästinenser*innen für ihre Rechte unterstützen, ein Megaphon, um die Botschaft direkt an die Spieler zu übermitteln.
Israel soll Argentinien 3 Millionen Dollar gezahlt haben, um das Spiel im Rahmen der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Staatsgründung stattfinden zu lassen.
Omar Barghouti von der Palästinensischen Kampagne für den akademischen und kulturellen Boykott Israels (PACBI) sagte:
Wir begrüßen die Entscheidung des argentinischen Teams, dieses “Freundschaftsspiel” abzusagen. Es wäre äußerst menschenrechtsfeindlich gewesen! Das Spiel mit einem Apartheidstaat ist eine Form der Komplizenschaft, die durch das jüngste schreckliche Massaker Israels in Gaza gegen unbewaffnete Demonstrant*innen, die ihre Grundfreiheit, ihre Würde und das von der UNO festgelegte Recht auf Rückkehr der Flüchtlinge fordern, noch verstärkt wird.
Dies alles war Teil der sports-washing Politik des israelischen Apartheidregimes, das internationale Sportereignisse zur Vertuschung seiner Kriegsverbrechen und eklatanten Menschenrechtsverletzungen gegen Palästinenser*innen einsetzt. Die Tatsache, dass es Argentinien-Fans und Menschenrechtsaktivist*innen auf der ganzen Welt gelungen ist, dies zu vereiteln, gibt uns viel Hoffnung.
Nachdem das Spiel zunächst in Haifa stattfinden sollte, bot die israelische Regierung den Ausrichter*innen 760 000 Dollar als Kompensationszahlung für die Verlegung nach Jerusalem an. Die rechtsextreme israelische Kultur- und Sportministerin Miri Regev soll die Durchführung des Spiels an die Bedingung geknüpft haben, dass ein Fototermin mit ihr und dem argentinischen Team stattfindet , ein weiterer Beweis dafür, wie Israel den Sport nutzt, um sein Image zu aufzupolieren.
Unmittelbar nachdem die Nachricht von der Absage eingegangen war, rief der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu den argentinischen Präsidenten Mauricio Macri dazu auf, dagegen einzuschreiten, aber Macri antwortete, er habe keine Autorität über die Entscheidung.
Die Absage des Freundschaftsspiels Israel gegen Argentinien ist ein Aufschwung der Red Card Israel-Kampagne, die die FIFA auffordert, Israel wegen seiner Verstöße gegen den palästinensischen Fussball und wegen seiner Missachtung der FIFA-Statuten auszuschließen, so wie einstmals Südafrika.
Auch der palästinensische Fussballverband forderte Argentinien auf, das Spiel abzusagen.
In einer Videobotschaft dankte die Fußballmannschaft der palästinensischen Stadt Nabi Saleh im von Israel besetzten Westjordanland Argentinien und Lionel Messi. Nabi Saleh ist die Heimat von Ahed Tamimi, der palästinensischen Minderjährigen, die seit Monaten in einem israelischen Gefängnis sitzt, weil sie einen schwerbewaffneten israelischen Soldaten in ihrem Vorgarten geschlagen hat. “Du hast ein Tor für Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit geschossen”, sagten Ahed’s Verwandte in dem Video.
Barghouti von PACBI hinzugefügt:
Palästinensische Fußballspieler werden regelmäßig angegriffen, ihnen wird Bewegungsfreiheit, um an Trainings und Spielen teilnehmen zu können, verweigert. Israelische Streitkräfte haben palästinensische Fußballspieler inhaftiert, verletzt und getötet. Wie der argentinische Stürmer Gonzalo “Pipa” Higuaín sagte: “Nicht hinzugehen war das Richtige.”
Wir wünschen Argentinien alles Gute bei der Weltmeisterschaft. Die FIFA muss dies zur Kenntnis nehmen. Es ist Zeit, Israel die Rote Karte zu zeigen.
Originaltext: Palestinians Thank Argentina and Lionel Messi for Canceling “Friendly” with Israel
Übersetzung: Redaktion BDS Kampagne.de