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Richtet keinen Schaden an! Palästinensischer Aufruf für ethischen Tourismus/Pilgerfahrt

Die palästinensische Zivilgesellschaft ruft alle internationalen Besucher*innen, insbesondere Pilger*innen und rechtschaffene Menschen, auf, unserem gewaltfreien Kampf für unsere völkerrechtlich verbrieften Rechte unter Beachtung unserer ethischen Tourismusrichtlinien keinen Schaden zuzufügen.

Gestützt auf die Statuten der Welttourismusorganisation (UNWTO), die im Wesentlichen darauf abzielen „den Tourismus zu fördern und weiterzuentwickeln, der […]zur allgemeinen Achtung und Einhaltung der Menschenrechte und Grundfreiheiten aller Menschen ungeachtet von Rasse, Geschlecht, Sprache oder Religion beiträgt“;

angesichts der eskalierenden schwerwiegenden Verstöße Israels gegen die Rechte und Freiheiten der Palästinenser*innen und Syrer*innen, insbesondere der anhaltenden illegalen und brutalen Belagerung von Gaza, das laut einem Bericht der Vereinten Nationen ab  2020 unbewohnbar sein wird; angesichts der gewaltsamen Vertreibung der Palästinenser*innen aus ihren Häusern, der Verankerung der Apartheid durch die Verabschiedung des „Jüdischen Nationalstaatsgesetzes“, das zusätzlich zu den bereits über 65 bestehenden diskriminierenden Gesetzen institutionalisierte Rassendiskriminierung in Israels Grundgesetzen verankert, angesichts der  systematischen Verstöße gegen die Grundrechte der Syrer*innen in den besetzten syrischen Golanhöhen, einschließlich der Pläne, die Siedlungen in der Region zu verzehnfachen und angesichts die andauernden Weigerung, die im Völkerrecht festgelegten Rechte palästinensischer Flüchtlinge zu respektieren;

in Anbetracht der Tatsache, dass der israelische Tourismussektor “von der rechtswidrigen Politik und Praxis Israels im besetzten Westjordanland profitiert und diese antreibt, einschließlich der Beschlagnahmung palästinensischen Landes und der Ausbeutung palästinensischer natürlicher Ressourcen, rechtswidriger Ausgrabungen an archäologischen Stätten, der Behinderung der palästinensischen Wirtschaft und der Umsiedlung  der unter Schutz stehenden palästinensischen Bevölkerung”, verweigert Israels Politik den Palästinenser*innen ihr Recht auf Souveränität über ihr eigenes Erbe und ihre eigene Kultur;

wohl wissend, dass Israel die Tourismusbranche in den besetzten syrischen Golanhöhen illegal ausbeutet, um sich zu bereichern, während gleichzeitig einheimische Tourismusinitiativen gestört werden und die Rechte der Syrer auf Selbstbestimmung und Kontrolle über ihren natürlichen Reichtum, ihr Erbe und ihre Kultur blockiert werden;

angesichts der anhaltenden Sabotage und/oder des Diebstahls christlicher, islamischer und sogar jüdischer palästinensischer Kulturgüter in den besetzten palästinensischen Gebieten, insbesondere in Jerusalem, einschließlich der Angriffe und Schikanen auf christliche und muslimische Persönlichkeiten, sowie ihrer direkten Verantwortung für den zügellosen Vandalismus palästinensischer Kirchen und Moscheen durch ihr systematisches und vorsätzliches Versäumnis, die Verantwortlichen zu identifizieren, anzuklagen oder zu bestrafen;

in Anbetracht der Tatsache, dass Israel den Tourismus einsetzt, um seine Kriegsverbrechen und schweren Verletzungen der palästinensischen und syrischen Menschenrechte im Rahmen seiner “Brand Israel“, “Tel Aviv Global”[1] und Pinkwashing-Kampagnen, die den LGBTQIA-Tourismus zynisch fördern und von führenden palästinensischen Queer-Gruppen verurteilt werden, zu übertünchen;

basierend auf der moralischen Verpflichtung aller Besucher*innen, insbesondere der Pilger*innen, keinen Schaden anzurichten, und auf dem Aufruf der christlich-palästinensischen Geistlichen von Kairos Palästina 2009, die “Boykott und Desinvestitionen als Werkzeuge der Gewaltlosigkeit für Gerechtigkeit, Frieden und Sicherheit für alle” betrachteten;

und inspiriert vom globalen Kampf gegen die Apartheid in Südafrika, zu dem auch Forderungen nach einem Boykott des dortigen Tourismus gehörten,

ruft die palästinensische Zivilgesellschaft alle internationalen Besucher*innen[2], insbesondere Pilger*innen und rechtschaffene Menschen, auf, unserem gewaltfreien Kampf für unsere völkerrechtlich verbrieften Rechte unter Beachtung der folgenden Richtlinien keinen Schaden zuzufügen:

• Besuchen Sie keine historischen/religiösen/touristischen Stätten[3] in den besetzten palästinensischen Gebieten, einschließlich Ost-Jerusalem und seiner Altstadt, und die besetzten syrischen Golanhöhen, die illegal von den israelischen Besatzungsbehörden betrieben werden, insbesondere nicht in illegalen Siedlungen, wie der “Stadt David”, oder die als “israelische” Stätten, wie beispielsweise der “Turm von David”, beworben werden. [Siehe Liste]

• Vermeiden Sie alle Produkte und Dienstleistungen israelischer oder internationaler Unternehmen, die sich an den Menschenrechtsverletzungen Israels beteiligen[4] – einschließlich, aber nicht beschränkt auf israelische Fluggesellschaften, Hotels und andere Unterkunftsdienste, Reisebüros, Reiseleiter*innen, Busunternehmen und Restaurants – und ersetzen Sie diese durch palästinensische, syrische oder nicht involvierte Anbieter.

• Druck auf Online-Tourismusunternehmen wie Booking.com, Airbnb, Expedia und TripAdvisor auszuüben, die in Israels Verstöße gegen das Völkerrecht verwickelt sind, ihre Aktivitäten in illegalen israelischen Siedlungen einzustellen oder auf andere Weise Besuche in illegalen israelischen Siedlungen zu fördern, “um zu deren Existenz und Expansion beizutragen” und die Auflistung von “palästinensischen Häusern, die unrechtmäßig im Rahmen des israelischen ‘Absentees’ Property Law’ aufgenommen wurden“, einzustellen.

• Boykottieren Sie alle LGBTQIA+-Veranstaltungen, die von oder in Zusammenarbeit mit der israelischen Regierung oder mitschuldigen israelischen Institutionen organisiert werden[5], und verzichten Sie auf die Nutzung von LGBTQIA-Diensten oder Versorgungseinrichtungen wie Stränden, Bars, Hotels oder Clubs, die von Betreiber*innen und Unternehmen bereitgestellt werden, die an den Israels Menschenrechtsverletzungen  beteiligt sind.

• Vermeiden Sie jede Reiseroute in das heutige Israel oder illegale israelische Siedlungen im besetzten palästinensischen und syrischen Gebiet, die Verbindungen zur israelischen Regierung oder mitschuldigen israelischen Unternehmen oder Institutionen enthalten.

• Verstärken Sie Besuche in Solidarität mit dem palästinensischen und syrischen Volk sowie unabhängige Informationsreisen, die keinerlei institutionelle Verbindung zur israelischen Regierung, mitschuldigen Institutionen oder Lobbygruppen haben.

Palestinian Campaign for the Academic and Cultural Boycott of Israel (PACBI)

Anmerkungen:

[1] Dies ist eine Initiative der Gemeinde Tel Aviv, um die Apartheid-Realität der Stadt zu verschleiern.

[2] Nicht anwendbar auf die arabische Welt, wo spezielle, kontextsensitive Richtlinien gelten.

[3] Wenn die Eintrittsgelder von den Berufsverbänden eingezogen werden. Zu diesen Seiten gehören: 1) Archäologische Stätten wie Qumran und Herodium; 2) Parks und Naturschutzgebiete unter israelischer Kontrolle, zu denen das Tote Meer gehört; 3) Freizeitaktivitäten, in der Regel von privaten Unternehmen, wie Weinproben in illegalen Siedlungen; und 4) militärischer Tourismus wie “Trainingslager” oder “Schießlager”. Siehe Liste.

[4] Jede israelische Institution, jedes israelische Unternehmen oder jede israelische Körperschaft, die die UN-Rechte des palästinensischen Volkes nicht öffentlich anerkennt und nicht von der Beteiligung an israelischen Projekten absieht, die die palästinensischen Menschenrechte verletzen, gilt als mitschuldig und muss gemieden werden.

[5] Die meisten dieser LGBTQIA+-Propaganda-Veranstaltungen finden in Tel Aviv im Rahmen von “Tel Aviv Global” statt.

*Aktualisiert (8. April 2019): Die Leitlinien wurden überarbeitet, um die israelisch besetzten syrischen Golanhöhen konkret zu erwähnen und zu klären, was unter israelischer Kontrolle von Touristenorten in besetzten Gebieten zu verstehen ist.


Original-Text: https://bdsmovement.net/pacbi/ethical-tourism

Übersetzung von Redaktion www.bds-kampagne.de