Palästinensische landwirtschaftliche Organisationen und Netzwerke der Zivilgesellschaft fordern die Beendigung des internationalen Handels mit israelischen landwirtschaftlichen Unternehmen
Aufruf veröffentlicht am 9. Februar 2013
Wir, palästinensische Organisationen und Gewerkschaften, als Vertreter von Bauern, die für ihre Landrechte und Ernährungssouveränität kämpfen, appellieren an internationale zivilgesellschaftliche Organisationen, wirkungsvolle Kampagnen zu organisieren und für ein Ende des landwirtschaftlichen Handels mit Israel zu wirken, der die Zerstörung der palästinensischen Landwirtschaft finanziert und belohnt.
Für die Palästinenser ist Landwirtschaft Teil ihrer Identität, Geschichte und ihres Widerstands gegen Israels illegale Besatzung. Palästinensische Bauern tragen die Hauptlast der israelischen Landenteignungen, Zerstörungen und des Wasserdiebstahls. Bauern, die noch Zugang zu Land und Wasser haben, werden mit systematischen Einschränkungen und Gewalt konfrontiert. Die Belagerung Gazas hindert Bauern am Zugang zu den wichtigsten Gerätschaften und macht den Export von frischen Erzeugnissen so gut wie unmöglich. Bauern und Fischer werden regelmäßig von der israelischen Armee angegriffen.
Israelische landwirtschaftliche Exportunternehmen wie Mehadrin und Hadiklaim beteiligen sich an Israels Kolonisierung palästinensischen Landes, indem sie gestohlenes palästinensisches Wasser nutzen und landwirtschaftliche Exporterzeugnisse in illegalen Siedlungen produzieren, die auf dem Land der besetzten palästinensischen Gebiete errichtet und von dem palästinensische Bauern vertrieben wurden. Diese Unternehmen profitieren ebenso von der Belagerung Gazas.
Der blühende internationale Handel mit Unternehmen, die in Siedlungen aktiv sind und Produkte aus Siedlungen exportieren stärkt den Fortbestand von Israels illegalem Siedlungsunternehmen. Es fördert und finanziert den Ausbau der Siedlungen und die fortwährende Enteignung palästinensischer Bauern.
Wir bitten Organisationen und Aktivisten, die sich für die Wahrung der Menschenrechte und für das Recht auf Ernährungssouveränität engagieren, mit uns gemeinsam Kampagnen für ein Ende des Handels mit Siedlungsprodukten zu entwickeln. Der wirksamste Weg wäre, dem Beispiel der britischen Co-operative Group zu folgen, die 2012 beschloss keinen Handel mit Unternehmen zu betreiben, die ihre Ware aus Israels illegalen Siedlungen bezieht. Wir fordern die Beendigung jedweden Handels mit israelischen landwirtschaftlichen Unternehmen, die sich an Israels System der Besatzung, Kolonisierung und Apartheid beteiligen.
Wir unterstützen die Forderung, die die führende palästinensische Menschenrechtsorganisation Al-Haq an die Regierungen gerichtet hat, “”den allgemein üblichen internationalen Verpflichtungen nachzukommen und Produkte aus israelischen Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten zu verbieten.”. Da israelische Unternehmen routinemäßig Regierungen und Einzelhändler über die Herkunft ihrer Produkte irreführen und da jeder Handel mit israelischen Unternehmen, die in Siedlungen tätig sind, de facto die Siedlungen unterstützt und aufrechterhält, appellieren wir an die Regierungen ein Handelsverbot mit israelischen Unternehmen, die Siedlungsprodukte exportieren, in Betracht zu ziehen oder Richtlinien zu erlassen, die Einzelhändlern empfehlen den Handel mit derartigen Unternehmen zu vermeiden.
Die Tatsache, dass Palästinenser oft keine andere Wahl haben, als ihre frischen Erzeugnisse von israelischen Unternehmen exportieren zu lassen oder in den illegalen Siedlungen zu arbeiten darf nicht als Vorwand dienen, nichts gegen die internationale Komplizenschaft bei Menschenrechtsverletzungen zu unternehmen. Wir lehnen alle Vorschläge, die in diese Richtung gehen, ab. Uns dabei zu helfen, die Ketten der Abhängigkeit zu brechen, indem israelische Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden und mit uns zu arbeiten, um den Export auf den internationale Markt über sozial verantwortliche und gesetzestreue Unternehmen abzuwickeln ist der ehrlichste und wirksamste Weg unseren Kampf und unsere nachhaltige Entwicklung zu unterstützen.
Das vom Eigennutz der großen multinationalen Konzerne geprägte globale Nahrungsmittelsystem beutet Millionen von Bauern und Indigene aus und zerstört ihre Gemeinden. Unsere ganze Solidarität gilt all jenen, die für das Recht auf ihr Land und für die Freiheit kämpfen, eigenständig über ihre Lebensmittelproduktion, den Handel und die soziale und ökologische Nachhaltigkeit zu entscheiden.
Kämpfen wir gemeinsam gegen Besatzung und Enteignung und für Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung.
Unterzeichnet von
- Agricultural Guiding and Awareness Society
- Al Ahleya Society for Development of Palm and Dates
- Al Sattar Garbee Association for Developing Countryside and Farmer
- Applied Research Institute – Jerusalem Society (ARIJ)
- Arab Center for Agricultural Development
- General Union of Palestinian Agricultural Cooperatives & Peasants
- Land Research Center
- Palestinian Agricultural Relief Committees
- Palestinian Boycott, Divestment and Sanctions National Committee
- Palestinian Farmers Association
- Palestinian Farmers Union
- Palestinian NGO Network
- Popular Struggle Coordination Committee
- Stop the Wall
- Union of Agricultural Work Committees
- Union of Palestinian Agriculture Engineers
www.bds-kampagne.de / Übersetzung ins Deutsche von Doris Pumphrey
The Call: http://www.bdsmovement.net/2013/palestinian-agricultural-org-call-10515