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Palästinenser*innen fordern den Boykott der deutschen Ruhrtriennale, beschuldigen diese des McCarthyismus

Festival sagt den Auftritt der Young Fathers ab, nachdem die preisgekrönte Band auf der Unterstützung der palästinensischen Rechte und des BDS besteht.

13. Juni 2018 – Das Ruhrtriennale-Festival in Deutschland hat gestern den Auftritt der Young Fathers abgesagt, nachdem es ihm nicht gelungen war, die preisgekrönten Band dazu zu bewegen, ihre Unterstützung für die palästinensischen Menschenrechte und für Friedensnobelpreis nominierte, palästinensisch geführte Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionsbewegung (BDS) aufzugeben.

Die Ruhrtriennale bestraft Young Fathers dafür, dass sie sich im vergangenen Jahr wegen des offiziellen Sponsorings durch die israelische Botschaft vom Pop-Kultur Festival Berlin zurückgezogen haben. Acht Künstler*innen haben sich wegen der Partnerschaft mit Israel aus dem Pop-Kultur-Festival 2017 zurückgezogen.

Young Fathers haben ihre Unterstützung für die palästinensischen Rechte und die BDS-Bewegung in einer Erklärung bekräftigt, die von den Artists for Palestine UK veröffentlicht wurde:

 „Wir halten es für eine falsche und zutiefst unfaire Entscheidung des Festivals, diese Haltung einzunehmen und uns aufzufordern, uns von unseren Menschenrechtsgrundsätzen zu distanzieren, damit der Auftritt stattfinden kann…“

Wer die Band und unsere Geschichte kennt, weiß, dass wir gegen jede Form von Hass und Rassendiskriminierung sind. Schon immer. Und wir, wie BDS auch, ‚dulden keine Handlungen oder Diskurse, die unter anderem anti-schwarzen Rassismus, anti-arabischen Rassismus, Islamophobie, Antisemitismus, Sexismus, Fremdenfeindlichkeit oder Homophobie annehmen oder fördern‘.

Pop-Kultur steht in diesem Jahr vor einer zunehmenden Boykottkampagne. Vier Künstler*innen haben sich bereits aus Protest gegen die Zusammenarbeit mit Israel vom Festival zurückgezogen. Der prominente Komponist und Produzent Brian Eno hat die Zusammenarbeit als „a whitewash“ bezeichnet.

Viele Künstler*innen haben die Entscheidung der Ruhrtriennale als eine Form der „Unterdrückung der freien Meinungsäußerung“ und „Zensur“ verurteilt, indem sie den sich schnell verbreitenden #SupportYoungFathers Hashtag nutzten. Dazu gehören die Harry-Potter-Schauspielerin Miriam Margolyes, die Musiker Brian Eno und Thurston Moore, die Dramatikerin Caryl Churchill, die Filmemacher Ken Loach und Paul Laverty, die Schriftsteller Ahdaf Soueif, Yann Martel und Molly Crabapple. Eno sagte:

Die israelische Regierung nach den jüngsten Morden an unbewaffneten palästinensischen Demonstrant*innen zu kritisieren, ist kein Antisemitismus. Das ist zivilisationsfreundlich – das spricht sich für zivilisiertes Verhalten und gegen staatliche Brutalität aus. Es bedeutet aufzustehen und zu sagen: ‚Die Rechtsstaatlichkeit gilt überall‘.

Die Palästinensische Kampagne für den akademischen und kulturellen Boykott Israels (PACBI), Mitglied der größten palästinensischen zivilgesellschaftlichen Koalition, die die globale BDS-Bewegung anführt, fordert gewissenhafte Künstler*innen und Verteidiger*innen der Freiheit der Meinungsäußerung auf, Solidarität mit Young Fathers zu zeigen und das Ruhrtriennale-Festival zu boykottieren.

Der schändliche McCarthyismus der Ruhrtriennale und der verzweifelte Versuch, Israels rechtsextremes Regime der Apartheid, der Besatzung und der ethnischen Säuberung vor Kritik zu bewahren und davor zu schützen zur Rechenschaft gezogen zu werden, sind krasse Formen der Komplizenschaft.

Die deutschen Festivals Ruhrtriennale und Pop-Kultur haben angesichts des jüngsten israelischen Massakers in Gaza, bei dem mehr als 110 Zivilist*innen, darunter Kinder und Sanitätspersonal, erschossen und mehr als 13.000 verletzt wurden, viele davon durch scharfe Munition, eine beispiellose Verurteilung erfahren. Amnesty International hat die israelische „Shoot-to-kill-or-maim“ („schießen um zu töten oder um Menschen zu Krüppeln machen“)-Politik verurteilt.

Das Mobbing und die Zensur von Young Fathers wegen ihrer prinzipiellen Unterstützung der palästinensischen Menschenrechte gehören zu den bisher deutlichsten Indikatoren für den Aufstieg des anti-palästinensischen McCarthyismus in Deutschland. Die Loyalität gegenüber Israels rechtsextremem Rassismus und Unterdrückung wird zum Lackmustest für die Akzeptanz bei einigen deutschen Eliten.

Die Gleichsetzung der Opposition gegen israelische Kriegsverbrechen – einschließlich illegaler Siedlungen, Belagerung und ethnischer Säuberungen – mit antijüdischem Fanatismus ist eine Form der anti-palästinensischen Unterdrückung und des antiarabischen Rassismus, der die Kritiker*innen Israels zum Schweigen bringen soll. Auch den anhaltenden Kämpfen gegen echten antijüdischen Rassismus, wie progressive jüdische Gruppen in Europa und den USA oft argumentiert haben, erweist sie einen schlechten Dienst.

Die blinde Unterstützung des deutschen Establishments für Israels fanatisches Regime des Siedler-Kolonialismus und der Apartheid widerspricht radikal der öffentlichen Meinung. Die deutsche Öffentlichkeit lehnt das israelische Regime nach jüngsten Umfragen mit fünf zu eins ab.

In einer internationalen Meinungsumfrage der BBC im Jahr 2017 war Israel das viert-unbeliebteste Land auf der Liste. Nur 7% der Deutschen in dieser Umfrage bewerteten Israels Einfluss auf der Weltbühne als „überwiegend positiv“, 36% als „überwiegend negativ“.

Verankert in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, lehnt die BDS-Bewegung alle Formen von Rassismus und Diskriminierung ab, einschließlich anti-schwarzen Rassismus, anti-arabischen Rassismus, Islamophobie, Antisemitismus, Sexismus, Fremdenfeindlichkeit oder Homophobie.

BDS, in Teilen inspiriertvom Kampf gegen die Apartheid in Südafrika, fordert gewaltfreien Druck, um Israels flagrante Verletzungen des Völkerrechts zu beenden und die Menschenrechte des palästinensischen Volkes zu schützen.

Die Palästinensische Kampagne für den akademischen und kulturellen Boykott Israels (PACBI) wurde 2004 ins Leben gerufen, um im Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit für alle Palästinenser*innen mitzuwirken. PACBI setzt sich für den Boykott israelischer akademischer und kultureller Institutionen ein, da sie an der Israels Verweigerung palästinensischer Rechte, wie sie im Völkerrecht festgelegt sind, beteiligt sind.. Besuchen Sie PACBI unter https://bdsmovement.net/pacbi und folgen Sie uns auf Twitter @PACBI

Original: Palestinians call for boycotting German Ruhrtriennale festival, accuse it of McCarthyism

Übersetzung: Redaktion BDS-Kampagne.de