BDS SchweizBoykottiert Pop-KulturKultureller Boykott

BDS Schweiz:«Habt ihr euch jemals gefragt, warum Israel eine Veranstaltung wie das Pop-Kultur-Festival unterstützt?»

Brief an Schweizer Musiker*innen, die dieses Jahr am Pop-Kultur-Festival in Berlin auftreten

 

Liebe Künstler*innen

Ihr tretet dieses Jahr am Pop-Kultur-Festival in Berlin auf. Für euch sicher eine super Gelegenheit, die ihr nur ungern verpassen würdet. Trotzdem bitten wir euch, euren Auftritt abzusagen.

Das Festival gibt sich offen und progressiv, in den Veranstaltungen wird über Feminismus und postmigrantische Identität diskutiert und «Marginalisierten soll eine Stimme gegeben werden». Doch werden solche Stimmen von der Festivalleitung selber auch gehört? Palästinenser*innen, progressive Israelis und jüdische Organisationen fordern das Festival seit Jahren auf, seine Zusammenarbeit mit dem Staat Israel einzustellen. In einem Statement der Palästinensischen Kampagne für den Kulturellen und Akademischen Boykott Israels (PACBI) heisst es: «Israels rechtsextremes Apartheid-, Besatzungs- und Kolonialregime übertüncht seine Unterdrückung der Palästinenser*innen durch Kultur – ausdrücklich auch durch Partnerschaften mit angeblich fortschrittlichen Festivals.»

Doch wie in den vergangenen Jahren wird das Festival auch dieses Jahr wieder von der offiziellen israelischen Vertretung in Deutschland finanziell unterstützt.1 Habt ihr euch jemals gefragt, warum ein Land wie dieses eine Veranstaltung wie das Pop-Kultur-Festival unterstützt? Wir finden die Unterstützung eines Staats, der eine illegale Besatzung aufrechterhält, dessen Militär auf Zivilist*innen, Sanitäter*innen und Journalist*innen im Gazastreifen zielt und der selbst die Palästinenser*innen in Israel als Bürger*innen zweiter Klasse unterdrückt, – linde gesagt – voll daneben.

Zahlreiche Künstler*innen teilen unsere Meinung. In den letzten zwei Jahren haben John Maus, Richard Dawson, Gwenno, Shopping, Oranssi Pazuzu, Young Fathers und weitere ihre Auftritte am Pop-Kultur-Festival abgesagt, weil sie die Stimme der Palästinenser*innen ernst genommen haben. Mit ihrem Boykott eines vom israelischen Staat unterstützten Events zeigen sie sich solidarisch mit den Unterdrückten und weigern sich, Kompliz*innen zu werden bei der Weisswaschung von Menschenrechtsverletzungen.

Die Stimmen von Künstler*innen spielten immer wieder eine wichtige Rolle bei der Beendigung von Unrechtszuständen. In den 80er Jahren haben sich zahlreiche Künstler*innen geweigert, sich vom südafrikanischen Regime einspannen zu lassen. Durch ihr Engagement haben sie entschieden zum Ende der Apartheid beigetragen. Heute erheben Tausende von Künstler*innen ihre Stimmen, um das repressive israelische Regime herauszufordern. Lorde, Massive Attack, Lana Del Rey, Of Montreal, Kate Tempest und viele weitere Musiker*innen haben als Antwort auf den palästinensischen Boykottaufruf Konzerte in Israel abgesagt. Auch in der Schweiz haben kürzlich über 100 Kulturschaffende, darunter Evelinn Trouble, Guy Mandon, Jeans for Jesus, La Gale und Heidi Happy, mit der Petition «No Song for Apartheid» das israelische Besatzungsregime kritisiert und zum Boykott des Eurovision Song Contest in Israel aufgerufen.

Ein Boykott ist ein klares Signal von Kulturschaffenden, die Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen nicht akzeptieren. Auch gegenüber Festivals und Veranstalter*innen, die an einer Zusammenarbeit mit offiziellen israelischen Institutionen festhalten. Denn wer Besatzung und Apartheid toleriert, ist auch kein Partner für einen «Dialog». Wir bitten euch deshalb dringend, euren Auftritt beim diesjährigen Pop-Kultur-Festival abzusagen, bis es seine Unterstützung durch die israelische Botschaft fallen lässt.



1 Es geht nicht darum, dass keine israelischen Künstler*innen am Pop-Kultur-Festival spielen sollen. Problematisch ist einzig und alleine die offizielle Unterstützung durch den israelischen Staat und damit die «Komplizenschaft mit dem rassistischen Regime Israels», wie es israelische Kulturschaffende in einem offenen Brief formulierten.

Original