ErklärungenKultureller Boykott

Künstler*innen dafür zu bestrafen, dass sie lediglich ihre Solidarität mit den Unterdrückten zum Ausdruck gebracht haben

Der folgende Text ist eine Übersetzung der Erklärung von der Gruppe Boycott! Supporting the Palestinian BDS Call from Within zu den Absagen einiger Veranstaltungsorte für Künstler*innen, die die palästinensische BDS Kampagne unterstützen.


Israelische Bürger*innen in Solidarität mit Hiro Kone

Wir sind Bürger*innen Israels und lehnen die Politik unserer Regierung ab, die Unterdrückung, Besetzung, Apartheid und ethnische Säuberungen gegen das indigene palästinensische Volk vorsieht. Wir schreiben zur Unterstützung der Musikerin Hiro Kone, die vom deutschen Veranstaltungsort Pracht in Leipzig wegen ihrer Unterstützung für die für den Friedensnobelpreis nominierte Bewegung Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen (BDS) abgelehnt wurde.

Der palästinensische Aufruf zum Boykott ist eine gewaltfreie Strategie zur Befreiung von der jahrzehntelangen systematischen Unterdrückung durch die israelische Besatzung. Indem sie Hiro Kone und andere gewissenhafte Künstler*innen wegen ihrer Unterstützung für die Menschenrechte ablehnen, bestrafen die Betreiber*innen von Orten wie Pracht und ://about blank Künstler*innen, weil diese lediglich Solidarität mit den Unterdrückten bekunden.

Künstler*innen auf der ganzen Welt boykottieren Israel nicht spontan, sie antworten auf einen Aufruf der Palästinenser*innen: ein indigenes Volk dieses Landes, das unter einer Regierung lebt, die es systematisch unterdrückt. Während es den Betreiber*innen von Veranstaltungsorten natürlich freisteht, Künstler*innen abzulehnen, sollte die Ablehnung aufgrund ihrer Unterstützung für Menschenrechte, Gleichheit und Gerechtigkeit in Frage gestellt werden. Wir fragen also, hätten die Betreiber*innen der Veranstaltungsorte eine/n Künstler*in für unterstützende Bewegungen wie Black Lives Matter oder #MeToo abgelehnt?

Hiro Kone ist nicht die einzige Darstellerin, die in den letzten Monaten wegen der Unterstützung der Rechte der indigenen palästinensischen Bevölkerung abgelehnt und von Veranstaltungsorten in Deutschland verwiesen wurde. Andere Künstler*innen erlitten ähnliche McCarthy-Aktionen, insbesondere den publikumswirksamen Skandal um die schottische Band Young Fathers und das Musikfestival der Ruhrtriennale. Im Anschluss an die weltweite Medienpräsenz hatte die Ruhrtriennale Young Fathers wieder eingeladen und ein Panel zum Thema BDS organisiert.

Als Jüd*innen, Nachkommen von Holocaust-Überlebenden, empfinden wir es als besonders beschämend, dass Betreiber*innen von deutschen Aufführungsorten, die auf Prinzipien des antirassistischen Aktivismus stolz sind, die Erinnerung an unsere ermordeten Lieben nutzen, um sowohl die anhaltende systematische Unterdrückung des palästinensischen Volkes als auch das ‘blacklisting’ der Künstler*innen, die dagegen sprechen, zu rechtfertigen.

Wir fordern die Betreiber*innen deutscher Veranstaltungsorte auf, ihre ihrer Meinung nach neutrale Haltung gegenüber Kontroversen neu zu bewerten, mutig zu sein und den Künstler*innen einen Raum zu geben, ihre Meinung zur Förderung des Schutzes der Menschenrechte zu äußern. Wie Erzbischof Desmond Tutu einst sagte: “Wenn du in Situationen der Ungerechtigkeit neutral bist, hast du die Seite des Unterdrückers gewählt.”

Mit freundlichen Grüßen,

Boycott! Supporting the Palestinian BDS call from within
http://boycottisrael.info/


Israeli citizens in solidarity with Hiro Kone