Global day of action: Jawaher Abu Rahmah
10. Februar 2011 in Berlin
Weltweiter Aktionstag für Jawaher Abu Rahmah
Aktivist_innen der BDS-Gruppe Berlin informierten die Besucher_innen und Schaulustigen der Eröffnung der Filmfestspiele in Berlin (61. Berlinale) mit Flublättern und Transparent an Jawaher Abu Rahmah aus dem palästinensischen Dorf Bil’in.
Jawaher nahm am 31. Dezember 2010 in Bil’in an der freitäglichen Protestdemonstration gegen die israelische Apartheidsmauer teil. Sie geriet dabei in den Tränengaseinsatz der israelischen Armee und starb am 1. Januar 2011 an dessen Folgen.
Aufruf zum weltweiten Aktionstag für Jawaher Abu Rahmah am 10. Februar 2011
Israelische Apartheid = Gewalt gegen Frauen
Jawaher, Israel hat dir dein Leben genommen
wir nehmen deinen Kampf auf, deine Würde, deinen Mut
Ein Aufruf an alle Frauen der Welt sich mit dem Volkswiderstand und der festen Entschlossenheit der palästinensischen Frauen zu vereinigen in der Verteidigung ihres Landes, ihrer Rechte, ihrer Würde
Während die Welt ein neues Jahr feierte, starb Jawaher Abu Rahmah (34 Jahre) in einem Krankenhaus in Ramallah an Vergiftung, verursacht durch die Inhalation von Tränengas.Jawaher war draußen auf den Feldern am Freitag, dem 31. Dezember und nahm teil an den Protestaktionen gegen die Apartheid-Mauer, die ihr Dorf Bil’in stranguliert, den Bewohnern ihr Land stiehlt und ihre Lebensgrundlagen. Sie hatte mit angesehen, wie ihr Bruder bei einem ähnlichen Protest vor fast zwei Jahren getötet wurde, als israelische Militäreinheiten ihm eine Tränengas-Granate in die Brust schossen. Aber dies verstärkte ihren Einsatz bei ihrer Arbeit mit der Jugend, die den Widerstand weiterführen kann, nur noch; es schreckte sie
keineswegs von der Teilnahme an Protestaktionen ab.
Als die Tränengaswolken sie an jenem Tag erreichten, fiel sie in Ohnmacht und starb an den Wirkungen des Gases. Wie Jawaher stehen viele palästinensische Frauen jeden Tag an den Frontlinien des Widerstandes: bei den Demonstrationen, an den Checkpoints (Grenzübergängen), in Konferenzräumen, in ihren eigenen Häusern und in israelischen Gefängnissen. Generationen von palästinensischen Frauen haben den palästinensischen Kampf geführt, daran teilgenommen und unterstützt, aber viel zu oft werden ihre Beiträge, Opfer und Anstrengungen nicht anerkannt. Sie bezahlen einen stillen, aber hohen
Preis. Sie tragen die Last der Familien auf ihren Schuldern, die durch die israelische Unterdrückung und Enteignung ihres Landes Schaden erlitten haben. Sie werden geschlagen, schikaniert, beleidigt, gefoltert und getötet von der israelischen Besatzungsarmee.
Die internationale Gemeinschaft stärkt die israelische Apartheid aktiv; das “business as usual” -Vorgehen und der Waffenhandel mit Israel unterstützt und ermutigt israelische Kriege, Repressionen sowie Gewalt gegen Frauen. Die Anti-Apartheid-Mauer-Kampagne organisiert eine Massenmobilisierung von palästinensischen Frauen in Bil’in, um den traditionellen Gedenktag am 40. Tag nach dem Tod von Jawaher Abu Rahma würdig zu begehen.
Wir rufen Euch alle auf, Euch uns anzuschließen und zu Protestaktionen am 10. Februar in Euren Ländern zu mobilisieren.
Vergesst Jawaher nicht!
Steht zu den palästinensischen Frauen gegen israelische Gewalt!
Stoppt Eure Länder beim Waffenhandel, der Palästinenser tötet.
Schließt Euch dem palästinensischen Kampf an.
Gegen die israelische Apartheid und für Land, Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und das Recht auf Rückkehr.
Schließt Euch dem palästinensischen Aufruf zum Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen gegen Israel an.
Infos:
Hintergrund:
Die Mauer, die gegenwärtig veranschlagt ist, auf 810 Km Länge zu verlaufen, wird nicht auf oder zumindest nahe der Grünen Linie von 1967 gebaut. Stattdessen schneidet sie tief in die Westbank ein, wobei palästinensisches Land und Rohstoffquellen annektiert werden. Sie besteht aus einem Netz von Mauern, Zäunen, militärischen Zonen, 34 verstärkten Checkpoints (Grenzübergängen), 44 Tunneln, 634 Checkpoints und Absperrungen sowie 1.661 km Straßen für Siedler.
Nach der Fertigstellung wird die Mauer und ihr dazugehöriges Regime von Siedlungen und “militärischen Zonen” de facto ca. 46% der Westbank annektieren, wobei Gemeinden in Bandustans und militärische Zonen zerlegt werden. Der Volkswiderstand gegen die Mauer verbindet Frauen, Männer, Junge und Alte in den betroffenen Dörfern in ihrem Bestreben, ihre Rechte und ihr Land zu sichern, und sieht sich einem erschreckenden Außmaß von Repressionen ausgesetzt, Verhaftungen und Gewalt von Seiten der Israelischen Obrigkeit.
Der sichtbarste und einigende Ausdruck dieses Widerstandes sind die wöchentlichen Demonstrationen gegen die Mauer, die von den örtlichen “Bürgerkomitees” organisiert und geleitet werden. Diese bestehen aus Aktivisten der betroffenen Gemeinden. Die unermessliche Gewalt der israelischen Besatzungskräfte geht einher mit Verhaftungen, Kollektivbestrafung und Drohungen mit dem Ziel, Druck auf den sozialen Zusammenhalt der Dorfgemeinde auszuüben. Die israelischen Streitkräfte haben nun schon 17 Menschen bei Protesten gegen die Mauer getötet. Israel setzt tödliche und oft auch sogenannte nicht tödliche Waffen ein mit der Kenntnis oder dem Ziel, die Demonstranten zu töten oder ihnen schwere Verletzungen zuzufügen. Über CS-Gas, ein Typ von Tränengas, das vermutlich an jenem Tag in Bil’in eingesetzt wurde, ist gemeldet worden, dass es zu Fehlgeburten bei schwangeren Frauen und unter bestimmten Umständen sogar zum Tod führt. Israel hält dieses System von
Apartheid und Unterdrückung nicht alleine aufrecht. Beide werden von Israel ausgeübt mit der Duldung von internationalen Organisationen und Regierungen, die von der israelischen Besatzung profitieren. Um einige Beispiele zu nennen:
Regierungen auf der ganzen Welt kaufen israelische Waffen, die in den Repressionen gegen die Palästinenser getestet und entwickelt wurden; internationale Banken und Investoren besitzen Aktion in Gesellschaften, die für die Konstruktion der Mauer verantwortlich sind, und Produkte der Siedler werden in Geschäften quer über den Globus verkauft. Diese wirtschaftlichen Beziehungen machen die internationale Gemeinschaft mitschuldig an der israelischen Apartheid und den Verbrechen gegen die Palästinenser. Die palästinensische Volks-Protest-Bewegung hat eine bemerkenswerte Fähigkeit gezeigt, nicht nur zu überleben, sondern auch zu wachsen und sich zu verbreiten, eine neue Generation von Aktivisten und Führern heranzubilden und Wurzeln in neuen Gebieten zu schlagen.
Wir rufen Euch auf, diesen Kampf zu unterstützen:
verleiht Eurer Wut über die Tötung von Jawaher Ausdruck am 10. Februar,
und macht Euch den palästinensischen Aufruf zu BDS zu eigen!
Übersetzung von Fatima Radjaie